Mittwoch, 1. Dezember 2004

Darwin, Charles 1809 - 1882

Darwin war u.a. Evolutionstheoretiker.
Seine Theorie ist heute die Grundlage aller biologischer Wissenschaft. Sein Buch "über den Ursprung der Arten", das vor rund 150 Jahren veröffentlicht wurde, stellt tatsächlich einen Meilenstein in der Entwicklung der Wissenschaft und Philosophie dar. Die Theorie über die Stammesgeschichte und Entwicklung der Lebensformen auf der Erde hat aber eine Geschichte, die bis in die Antike zurück reicht und auch heute noch weitergeschrieben wird. Wir gehen dieser Geschichte nach und versuchen so, die moderne Evolutionstheorie und ihre Bedeutung als Grundlage und Ziel der biologischen Forschung zu verstehen.

Lebenslauf
Der siebenjährige Charles Darwin (1816)Darwin wurde in Shrewsbury, England als fünftes von sechs Kindern geboren. Die Eltern waren Robert und Susannah Darwin, seine Großväter waren der Kunstkeramiker Josiah Wedgwood und der Naturwissenschaftler Erasmus Darwin.
Nach der Schule studierte Darwin ab 1825 Medizin in Edinburgh. Dort wurde er von Robert Edmund Grant beeinflusst, einem Anhänger Lamarcks. Wegen seiner Abneigung gegen das Sezieren und die grausamen Zustände bei Operationen zur damaligen Zeit - die Narkose war noch nicht erfunden - brach er sein Studium 1827 ab.
Sein Vater schrieb ihn in Cambridge für Theologie ein, da er sich wegen des Studienabbruchs Sorgen machte, aus seinem Sohn würde nichts werden. Er hoffte, dass Charles einmal Pfarrer werden würde. In Cambridge wurde er von Wissenschaftlern wie William Whewell, Adam Sedgwick und John Stevens Henslow für die Naturwissenschaften wie Geologie begeistert, aber auch schon vorher sammelte er gerne Käfer, eine Leidenschaft, zu der er durch seinen Cousin William Darwin Fox kam.
Darwin wollte mit einigen Studienkollegen nach dem Abschluss des Studiums Madeira besuchen, aber dieser Plan fiel ins Wasser. Henslow jedoch empfahl ihn als Begleiter für Robert Fitzroy, dem Kapitän der HMS Beagle, die zu einer fünfjährigen Expedition (1831-1836) aufbrechen sollte, um die Küstenlinie Südamerikas zu kartieren. Vor der Abfahrt verbrachte Darwin noch ein paar Wochen mit Sedgwick und erforschte Gesteinsschichten in Wales. Abgesehen von ein paar Vorlesungen in Edinburgh waren dieses die einzigen geologischen Studien Darwins.
Darwins Arbeit während der Expedition erlaubte es ihm, sowohl die geologischen Eigenschaften von Kontinent und Inseln wie auch eine Vielzahl von Lebewesen und Fossilien zu studieren. Auf seiner Reise besuchte er die Kapverdischen Inseln, die Falklandinseln, die südamerikanische Küste, die Galapagos-Inseln und Australien, wobei er eine beträchtliche Zahl von Proben sammelte.
1836, nach seiner Rückkehr, analysierte Darwin die gesammelten Stücke und bemerkte Ähnlichkeiten zwischen Fossilien und noch lebenden Tieren in der gleichen geographischen Region. Insbesondere fiel ihm auf, dass jede Insel ihre eigenen Schildkröten- und Vogelarten hatte, die sich leicht voneinander in Aussehen, Ernährung usw. unterschieden, ansonsten sich aber recht ähnlich waren. Besonders bei den Exemplaren der Galapagos-Inseln war das klar zu sehen. Er entwickelte die Theorie, dass z. B. all die verschiedenen Schildkrötenarten von einer einzigen Art abstammten und sich an die unterschiedlichen Lebensbedingungen der verschiedenen Inseln angepasst hatten.
Auf diesen Gedanken aufbauend formulierte er seine Überlegungen zu den Veränderungen und Entwicklungen der Arten in seinem Notebook on the Transmutation of Species. Sie standen im Einklang mit Lyells Principles of Geology und Thomas Robert Malthus Essay on the Principle of Population. Malthus war der Meinung, dass die Bevölkerung schneller wächst als die Nahrungsmittelproduktion und deshalb durch Hungersnöte begrenzt wird. Malthus war zu dem Schluss gekommen, dass die Bevölkerung in geometrischer Reihe (2,4,8,16 ...) ansteigt, die Ressourcen (Nahrungsmittel) jedoch nur in arithmetischer Reihe (2,3,4,5 ...) zunehmen. Die düstere Folge davon waren für Malthus Überbevölkerung und Hungersnöte (Wuketits, Franz M.: Charles Darwin. Der stille Revolutionär, o. Aufl. München - Zürich 1987).
1842 schrieb Darwin seine Theorie in einem kurzen Entwurf nieder, woraus bis 1844 eine 240 Seiten umfassende Abhandlung wurde, die eine erweiterte Version seiner frühen Ideen über die natürliche Selektion war. Zwischen 1844 und 1858 modifizierte er diese Theorie vielfach. Darwin heiratete 1839 seine Kusine Emma Wedgwood. Nach einigen Jahren in London zogen sie schließlich nach Downe House in Downe, Grafschaft Kent. Die Darwins hatten 10 Kinder, von denen drei früh starben. Zwischen 1839 und 1843 wurde Darwins Zoology of the Voyage of H.M.S. Beagle in fünf Bänden veröffentlicht. Am 1. Juli 1858 wurde Darwins Schrift über den Ursprung der Arten durch Mittel der natürlichen Selektion oder die Erhaltung bevorzugter Rassen im Kampf um das Leben vor der Königlichen Linné-Gesellschaft verlesen, am gleichen Tag wie auch eine Schrift von Alfred Russel Wallace, der unabhängig von Darwin eine ähnliche Theorie ("Survival of the Fittest") entwickelt hatte.
Darwins Buch Vom Ursprung der Arten durch Mittel der natürlichen Selektion oder die Erhaltung bevorzugter Rassen im Kampf um das Leben wurde ein Jahr später veröffentlicht und erregte so viel Interesse, dass die Bestände des Verlags noch am ersten Tag komplett an die Buchläden verkauft wurden. In seinen späteren Büchern The Variation of Animals and Plants Under Domestication (1868), The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex (1871) und The Expression of Emotions in Animals and Man (1872) führte Darwin viele Themen weiter aus, die er in 'Ursprung der Arten' vorgestellt hatte.
Da Darwin seine Vorstellungen mit dem sich damals entwickelnden Sozialdarwinismus auch auf soziale Konflikte übertragen sah, versuchte er sich davon in einigen Spätwerken zu distanzieren. So betont er in Descent of Man: Moralische Fähigkeiten sind höher einzustufen als intelllektuelle. Moralische Eigenschaften erleben einen direkten oder indirekten Fortschritt weit mehr durch das Einwirken von Gewohnheit, Vernunft, Anleitung, Religion etc. denn durch die natürliche Auslese.
Trotz einiger Kritik wurde Darwins Arbeit in der wissenschaftlichen Welt anerkannt. 1839 wurde er Mitglied der Royal Society und 1878 Mitglied im französischen Gegenstück, der französischen Akademie der Wissenschaften.
Darwin starb in Downe am 19. April 1882 und wurde in der Westminster Abbey bestattet. Im Jahr 2000 wurde sein Bild auf die britische 10-Pfund-Note gedruckt und ersetzte damit Charles Dickens. Ein Grund soll gewesen sein, dass sein eindrucksvoller Bart schwer zu fälschen wäre.


Werke
Narrative of the Surveying Voyages of Her Majesty’s Ships ‘Adventure’ and ‘Beagle’ between the years 1826 and 1836, describing their examination of the Southern shores of South America, and the ‘Beagle’s’ circumnavigation of the globe. (1839)
The Structure and Distribution of Coral Reefs. Being the First Part of the Geology of the Voyage of the Beagle. (1842)
Geological observations on Coral Reefs, Volcanic Islands, and on South America: being the Geology of the Voyage of the Beagle, under the Command of Capt. FitzRoy, during the Years 1832-36. (1842-1846)
Journal of Researches into the Natural History and Geology of the countries visited during the Voyage of H.M.S. ‘Beagle’ round the world, under the command of Captain Fitz-Roy, R.N. (1845)
A Monograph of the Fossil Lepadidae; or, Pedunculated Cirripedes of Great Britain. (1851)
A Monograph of the Sub-class Cirripedia, with Figures of all the Species. The Lepadidae; or, Pedunculated Cirripedes. (1851)
A Monograph on the Fossil Balanidæ and Verrucidæ of Great Britain. (1854)
Monograph of the Sub-class Cirripedia, with Figures of all the Species. The Balanidae (or Sessile Cirripedes); the Verrucidae, etc. (1854)
Die Entstehung der Arten (On the origin of species by means of natural selection., 1859)
On the various contrivances by which British and foreign orchids are fertilised by insects. (1862)
The variation of animals and plants under domestication. (1868)
The descent of man and selection in relation to sex. (1871)
The expression of the emotions in man and animals. (1872)
The movements and habits of climbing plants. (1875)
Insectivorous plants. (1875)
The effects of cross and self-fertilisation in the vegetable kingdom. (1876)
The different forms of flowers on plants of the same species. (1877)
The power of movement in plants. (1880)
The formation of vegetable mould, through the action of worms. (1881)

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