Raabe, Cuno 1888-1971
Raabe war Jurist und Politiker.
1888
5. Mai: Cuno Raabe wird als Sohn des Geheimen Sanitätsrats Wilhelm Raabe und dessen Ehefrau Franziska (geb. Feuerstein) in Fulda geboren.
Sein Vater engagiert sich im Kampf des Staats gegen die katholische Kirche ("Kulturkampf") und ist Mitbegründer der katholischen Tageszeitung "Fuldaer Zeitung".
1907
Cuno Raabe wird Mitglied der Zentrumspartei.
1910
Abschluß seines Jurastudiums in Freiburg, München und Marburg.
1912
Promotion in Jura.
1912-1914
Referendarstätigkeit an den Gerichten in Hünfeld, Fulda, Hanau und Marienwerder (heute: Kwidzyn, Polen).
1914-1916
Raabe ist als Gerichtsassessor in Fulda tätig. Er übernimmt eine Praxisvertretung in Hamburg und arbeitet beim Reichsamt des Innern in Berlin sowie in der Kommunalverwaltung in Schöneberg.
1914
Er besteht das Zweite Staatsexamen.
1914/15
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs erhält Raabe die Einberufung. Aus gesundheitlichen Gründen wird er aus dem Militärdienst entlassen.
1917-1920
Raabe ist als Magistratsassessor bei der Stadt Berlin auch für die Kartoffel- und Futtermittelversorgung der Stadt zuständig.
1920-1926
Stadtrat für Kultur und Soziales in Königsberg.
Als Mitglied des Zentrums gehört er dem ostpreußischen Kommunallandtag an.
Freundschaft mit Carl Friedrich Goerdeler, dem damaligen Zweiten Bürgermeister von Königsberg.
1926-1929
Raabe ist Bürgermeister der Stadt Hagen (Westfalen).
1929-1933
Er amtiert als Oberbürgermeister in Hagen und kämpft gegen den wachsenden Einfluß der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
1930
Heirat mit Elli Hahn.
1933
Februar: Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler wird in Hagen eine Wahlkampfrede von Joseph Goebbels mit dem Zusatz "Für Juden und Jesuiten verboten" angekündigt. Raabe stellt Goebbels vor die Alternative, den Satz zu streichen oder auf der sogenannten Kuhwiese vor der Stadt zu sprechen. Raabe setzt sich durch.
6. März: Raabe protestiert gegen die Hissung der Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus durch die Sturmabteilung (SA).
8. März: Eine Abordnung der NSDAP fordert beim zuständigen Regierungspräsidenten die sofortige Amtsenthebung Raabes. Um die angekündigten Gewalttätigkeiten zu vermeiden, beantragt Raabe Krankenurlaub. In einem Telegramm an Reichsprädident Paul von Hindenburg und Vizekanzler Franz von Papen protestiert die Zentrumspartei Hagen ergebnislos gegen das Vorgehen der NSDAP.
7. April: Raabe wird von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) der Unterschlagung beschuldigt und in sogenannte Schutzhaft genommen. Da sich die Vorwürfe als haltlos erweisen, wird er wenig später entlassen.
23. August: Er wird aus politischen Gründen unter Bezug auf das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem Beamtenverhältnis entlassen.
ab 1933
In mehreren Gerichtsverfahren muß er sich gegen die von den Nationalsozialisten erneut vorgebrachte Beschuldigung der Unterschlagung verteidigen. Alle Verfahren enden mit dem Freispruch Raabes.
Finanzielle Unterstützung durch seinen Schwiegervater Dr. Arthur Hahn.
1934
Übersiedlung nach Bonn.
ab 1934
Raabe schließt sich dem Widerstand gegen das NS-Regime um Goerdeler an.
1935
Tod seiner Ehefrau nach der Geburt der Tochter Brigitte.
1938-1941
Raabe findet seine erste Anstellung nach der Entlassung bei dem Brennstoffvertrieb Newger & Co in Königsberg.
1941-1944
Raabe ist bei "Chemische Fabrik Carl Herzberg - Propanvertrieb KG" tätig.
ab 1943
In einer zukünftigen Regierung nach dem Sturz des Nationalsozialismus ist Raabe von Goerdeler als Verkehrsminister vorgesehen.
1944
Nach dem Attentat am 20. Juli 1944 wird auch Raabe verhaftet und mißhandelt. Er wird vor dem Volksgerichtshof angeklagt. Raabe verbringt mehrere Monate gefesselt in Einzelhaft in der Lehrter Straße und wird wiederholt im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) verhört.
Bei einem Bombenangriff auf Berlin verbrennt die Anklageschrift gegen Raabe. Hitler fordert die Aussonderung der Prozesse gegen die beteiligten Katholiken, um nach Kriegsende einen Prozeß gegen die katholische Kirche zu führen.
1945
April: Beim Einmarsch der Sowjetarmee wird Raabe aus dem Gefängnis entlassen.
September: Er erhält von Andreas Hermes den Auftrag, in Hessen und Franken die Bildung von Unterorganisationen der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (CDU) vorzubereiten.
1946
Vorsitzender der Landesgruppe Fulda der CDU.
Abgeordneter und Vizepräsident der Verfassungberatenden Landesversammlung von Groß-Hessen.
Mitglied des Verfassungsausschusses Groß-Hessen.
1946-1956
Oberbürgermeister in Fulda.
Raabe setzt sich besonders für den Aufbau der Schulen, für die Wohnraumbeschaffung und für den Ausbau der Erwachsenenbildung ein.
1946-1962
Mitglied und Erster Vizepräsident des Hessischen Landtags.
1947
Heirat mit Dora Stamm, verwitwete Pfeiffer.
1962
Er legt seine politischen Ämter nieder.
ab 1962
Raabe bleibt Mitglied der Historischen Kommission in Marburg, Mitglied im Ehrenvorstand der Feuerwehr, Kreis Fulda, Vorsitzender beim Deutschen Roten Kreuz in Fulda.
1963
Anläßlich seines 75. Geburtstages wird in Fulda eine Grundschule nach ihm benannt.
1967
Raabe wird mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt.
1971
3. Mai: Cuno Raabe stirbt zwei Tage vor seinem 83. Geburtstag während eines Kuraufenthalts in Gersfeld/Rhön. Die Beisetzung erfolgt in Fulda.
(se)
1888
5. Mai: Cuno Raabe wird als Sohn des Geheimen Sanitätsrats Wilhelm Raabe und dessen Ehefrau Franziska (geb. Feuerstein) in Fulda geboren.
Sein Vater engagiert sich im Kampf des Staats gegen die katholische Kirche ("Kulturkampf") und ist Mitbegründer der katholischen Tageszeitung "Fuldaer Zeitung".
1907
Cuno Raabe wird Mitglied der Zentrumspartei.
1910
Abschluß seines Jurastudiums in Freiburg, München und Marburg.
1912
Promotion in Jura.
1912-1914
Referendarstätigkeit an den Gerichten in Hünfeld, Fulda, Hanau und Marienwerder (heute: Kwidzyn, Polen).
1914-1916
Raabe ist als Gerichtsassessor in Fulda tätig. Er übernimmt eine Praxisvertretung in Hamburg und arbeitet beim Reichsamt des Innern in Berlin sowie in der Kommunalverwaltung in Schöneberg.
1914
Er besteht das Zweite Staatsexamen.
1914/15
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs erhält Raabe die Einberufung. Aus gesundheitlichen Gründen wird er aus dem Militärdienst entlassen.
1917-1920
Raabe ist als Magistratsassessor bei der Stadt Berlin auch für die Kartoffel- und Futtermittelversorgung der Stadt zuständig.
1920-1926
Stadtrat für Kultur und Soziales in Königsberg.
Als Mitglied des Zentrums gehört er dem ostpreußischen Kommunallandtag an.
Freundschaft mit Carl Friedrich Goerdeler, dem damaligen Zweiten Bürgermeister von Königsberg.
1926-1929
Raabe ist Bürgermeister der Stadt Hagen (Westfalen).
1929-1933
Er amtiert als Oberbürgermeister in Hagen und kämpft gegen den wachsenden Einfluß der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).
1930
Heirat mit Elli Hahn.
1933
Februar: Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler wird in Hagen eine Wahlkampfrede von Joseph Goebbels mit dem Zusatz "Für Juden und Jesuiten verboten" angekündigt. Raabe stellt Goebbels vor die Alternative, den Satz zu streichen oder auf der sogenannten Kuhwiese vor der Stadt zu sprechen. Raabe setzt sich durch.
6. März: Raabe protestiert gegen die Hissung der Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus durch die Sturmabteilung (SA).
8. März: Eine Abordnung der NSDAP fordert beim zuständigen Regierungspräsidenten die sofortige Amtsenthebung Raabes. Um die angekündigten Gewalttätigkeiten zu vermeiden, beantragt Raabe Krankenurlaub. In einem Telegramm an Reichsprädident Paul von Hindenburg und Vizekanzler Franz von Papen protestiert die Zentrumspartei Hagen ergebnislos gegen das Vorgehen der NSDAP.
7. April: Raabe wird von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) der Unterschlagung beschuldigt und in sogenannte Schutzhaft genommen. Da sich die Vorwürfe als haltlos erweisen, wird er wenig später entlassen.
23. August: Er wird aus politischen Gründen unter Bezug auf das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem Beamtenverhältnis entlassen.
ab 1933
In mehreren Gerichtsverfahren muß er sich gegen die von den Nationalsozialisten erneut vorgebrachte Beschuldigung der Unterschlagung verteidigen. Alle Verfahren enden mit dem Freispruch Raabes.
Finanzielle Unterstützung durch seinen Schwiegervater Dr. Arthur Hahn.
1934
Übersiedlung nach Bonn.
ab 1934
Raabe schließt sich dem Widerstand gegen das NS-Regime um Goerdeler an.
1935
Tod seiner Ehefrau nach der Geburt der Tochter Brigitte.
1938-1941
Raabe findet seine erste Anstellung nach der Entlassung bei dem Brennstoffvertrieb Newger & Co in Königsberg.
1941-1944
Raabe ist bei "Chemische Fabrik Carl Herzberg - Propanvertrieb KG" tätig.
ab 1943
In einer zukünftigen Regierung nach dem Sturz des Nationalsozialismus ist Raabe von Goerdeler als Verkehrsminister vorgesehen.
1944
Nach dem Attentat am 20. Juli 1944 wird auch Raabe verhaftet und mißhandelt. Er wird vor dem Volksgerichtshof angeklagt. Raabe verbringt mehrere Monate gefesselt in Einzelhaft in der Lehrter Straße und wird wiederholt im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) verhört.
Bei einem Bombenangriff auf Berlin verbrennt die Anklageschrift gegen Raabe. Hitler fordert die Aussonderung der Prozesse gegen die beteiligten Katholiken, um nach Kriegsende einen Prozeß gegen die katholische Kirche zu führen.
1945
April: Beim Einmarsch der Sowjetarmee wird Raabe aus dem Gefängnis entlassen.
September: Er erhält von Andreas Hermes den Auftrag, in Hessen und Franken die Bildung von Unterorganisationen der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (CDU) vorzubereiten.
1946
Vorsitzender der Landesgruppe Fulda der CDU.
Abgeordneter und Vizepräsident der Verfassungberatenden Landesversammlung von Groß-Hessen.
Mitglied des Verfassungsausschusses Groß-Hessen.
1946-1956
Oberbürgermeister in Fulda.
Raabe setzt sich besonders für den Aufbau der Schulen, für die Wohnraumbeschaffung und für den Ausbau der Erwachsenenbildung ein.
1946-1962
Mitglied und Erster Vizepräsident des Hessischen Landtags.
1947
Heirat mit Dora Stamm, verwitwete Pfeiffer.
1962
Er legt seine politischen Ämter nieder.
ab 1962
Raabe bleibt Mitglied der Historischen Kommission in Marburg, Mitglied im Ehrenvorstand der Feuerwehr, Kreis Fulda, Vorsitzender beim Deutschen Roten Kreuz in Fulda.
1963
Anläßlich seines 75. Geburtstages wird in Fulda eine Grundschule nach ihm benannt.
1967
Raabe wird mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt.
1971
3. Mai: Cuno Raabe stirbt zwei Tage vor seinem 83. Geburtstag während eines Kuraufenthalts in Gersfeld/Rhön. Die Beisetzung erfolgt in Fulda.
(se)
riesemann - 8. Sep, 19:38
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