Freitag, 30. September 2005

Hentig, Hartmut von 1923

Hartmut von Hentig ist ein deutscher Pädagoge und Publizist.

Leben
Von Hentig wurde als Sohn des Diplomaten Werner Otto von Hentig und seiner Frau Natalie geb. von Kügelgen geboren. Sein Abitur legte er am Französischen Gymnasium in Berlin ab.
* 1945 Studium der Altphilologie an der Universität Göttingen
* 1947 Studium der Altphilologie an der University of Chicago
* 1953 Lehrer am Birklehof (Schwarzwald) und in Tübingen
* 1963 Ordentlicher Professor und Direktor des Pädagogischen Seminars in Göttingen
* 1968 Ruf an die Universität Bielefeld
* 1974 Gründung und wissenschaftlicher Leiter der Laborschule und des Oberstufenkollegs in Bielefeld
* 1987 Emeritierung
* Herausgeber der Neuen Sammlung - Vierteljahres-Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft, Neue Sammlung

Pädagogische Grundvorstellungen
Für seine grundlegenden pädagogischen Überzeugungen hat von Hentig die Formulierung Die Menschen stärken, die Sachen klären gefunden. Darin ist enthalten, dass der einzelne sich selbst vertrauen müsse, bevor er etwas verstehen und sich anverwandeln könne. Deshalb setzt von Hentig darauf, dass Kinder und Schüler über selbstbestimmtes Handeln und Verantwortung die Voraussetzung für das Verstehen und Umgehen mit komplexen Verhältnissen gewinnen. Seine ideale Schule ist eine Gemeinschaft von Verantwortlichen (er nennt sie unter Bezug auf die antike Demokratie Polis), die über der Gestaltung ihrer eigenen Lebensumwelt Regeln und Kenntnisse für das Leben in der komplexen Industriegesellschaft erarbeitet.
Selbstbestimmung ist ihm so wichtig, dass er vor dem "Curricula und Rahmenpläne entwerfende[n] Pädagogen" warnt und dem ihm politisch fernstehenden Helmut Schelsky zustimmt, wenn er soziale Selbständigkeit als auf moralischer Selbständigkeit beruhend ansieht. (Die Menschen stärken, die Sachen klären, S.167)
Obwohl von Hentig als der einflussreichste deutsche Pädagoge seit 1945 gilt, wurden bei der Reaktion der Kultusministerien auf die PISA-Studie seine Erkenntnisse trotz des anerkannten (und bei PISA bestätigten) Erfolges seiner Versuchsschulen kaum beachtet.

Auszeichnungen
* 1970 Schillerpreis
* 1986 Sigmund Freud-Preis
* 2003 Eugen-Kogon-Preis der Stadt Königstein (Dankrede und Laudatio von Annette Schavan)
* 2003 Preis der Schweizer Dr. Margit Egnér-Stiftung aus Zürich

Werke
* Ach, die Werte. Ein öffentliches Bewusstsein von zwiespältigen Aufgaben. Über eine Erziehung für das 21. Jahrhundert, Hanser, München, Wien, 1999
* Arbeit am Frieden. Übungen im Überwinden der Resignation, Hanser, München, Wien, 1987
* Aufgeräumte Erfahrung. Texte zur eigenen Person, Hanser, München, Wien 1983.
* Bibelarbeit. Verheissung und Verantwortung für unsere Welt, Hanser, München, Wien, 1988
* Bildung. Ein Essay, Hanser, München, Wien 1996.
* Das Bielefelder Oberstufen-Kolleg, Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1971
* Die Bielefelder Laborschule. Aufgaben, Prinzipien, Einrichtungen. Eine empirische Antwort auf die veränderte Funktion der Schule. Band 7 Bielefeld, 1998
* Die Menschen stärken, die Sachen klären. Ein Plädoyer für die Wiederherstellung der Aufklärung, Reclam, Stuttgart, 1985
* Die Schule neu denken. Eine Übung in praktischer Vernunft, Hanser, München, Wien, 1993
* Ergötzen, Belehren, Befreien. Schriften zur ästhetischen Erziehung, Hanser, München, Wien 1985.
* Kreativität. Hohe Erwartung an einen schwachen Begriff, Hanser, München,Wien, 1998.
* Warum muss ich zur Schule gehen? Eine Antwort an Tobias in Briefen, 2001
* Der technischen Zivilisation gewachsen bleiben,Beltz, 2002
* Rousseau oder die wohlgeordnete Freiheit, C.H. Beck, München, 2003

Weblinks:

">http://www.zeit.de/online/2005/39/hentig">

Mittwoch, 14. September 2005

Bateson, Gregory 1904-1980

Gregory Bateson war ein angloamerikanischer Anthropologe, Sozialwissenschaftler und Kybernetiker, der viele verschiedene Felder bearbeitet hat. Als origineller Denker, der erkenntnistheoretische, biologische, linguistische, psychologische und anthropologische Fragestellungen unter systemischer Perspektive bearbeitete, ist er einer der einflussreichsten Universalgelehrten des 20. Jahrhunderts. Sein Vater, William Bateson, war ein bekannter Biologe und Genetiker.

Leben
* In den 30er Jahren Feldforschungen in Neu-Guinea.
* Ab 1942 war er zusammen mit Norbert Wiener an den ersten Entwicklungen der Kybernetik und der Informationstheorie beteiligt.
* 1947 wurde er Visiting Professor für Anthropologie an der Harvard University.
* 1950 beginnt er seine Arbeit am Palo Alto VA.
* 1952 erhält er ein Rockefeller-Stipendium, um in Palo Alto Wynne Kommunikation am NIMH zu studieren.
* 1954 Forschungsprojekt über schizophrene Kommunikation.
* 1972 wurde er Mitglied der University of California at Santa Cruz.
* 1976 Wurde er zum Mitglied des Board of Regents of the University of California ernannt.

Überblick
Bateson ist u.a. wegen der Entwicklung der psychologischen Doppelbindungstheorie bekannt. Er war zwei Jahre mit der Anthropologin Margaret Mead verheiratet. Aus dieser Ehe stammt die Tochter Catherine Bateson, die ihre Erinnerungen an die Eltern in dem Buch Mit den Augen einer Tochter (Reinbek 1986) veröffentlichte.
Einige von Batesonss bekanntesten Arbeiten sind in seinen Büchern Steps to an Ecology of Mind (1973) und Mind and Nature (1980) zu finden. Bateson räumte selbst ein, dass seine teilweise abstrakte Schreibweise dazu beitrug, dass er häufig missverstanden wurde. Nachdem sich systemisches Denken in den letzten Jahrzehnten immer stärker durchgesetzt hat, sind viele seiner Gedankengänge heute nicht mehr so irritierend wie bei ihrer ersten Publikation. Bei sorgfältiger Lektüre sind Batesons Schriften nach wie vor eine Quelle der Weisheit und der intellektuellen Bereicherung.
Er spielte in der Entwicklung der Kybernetik eine entscheidende Rolle. Er war es, der bahnbrechende systemtheoretische und kybernetische Denkansätze in die Sozial- und Humanwissenschaften einführte und damit zum genialen Begründer der systemischen Therapie wurde.

Zitate
* "NLP ist der erste systematische Ansatz zu lernen, wie man lernt."
* "Evolution ist lange Zeit schlecht gelehrt worden."
* "Ein Hund oder eine Katze nimmt freiwillig eine unterwürfige Position ein, um mit Ihnen Rapport aufzunehmen. Wenn Sie mit einem Delphin schwimmen, kehrt sich Relation um: Sie sind das Kind und er der Erwachsene.
* Ein Mann wollte wissen, wie es sich mit dem Geist in seinem Computer verhält und fragte ihn daher `Rechnest du damit, dass du jemals denken wirst wie ein menschliches Wesen?' Worauf nach einiger Zeit der Computer antwortete `Das erinnert mich an eine Geschichte.´ (Aus Bateson, Geist und Natur, 1979)

Werke
* 1968 Kommunikation. Die soziale Matrix der Psychiatrie; zus. mit Jürgen Ruesch (ISBN 3-927809-40-3)
* 1972 Ökologie des Geistes; Frankfurt a.M. 1981 (ISBN 3-518-28171-2)
* 1979 Geist und Natur. Eine notwendige Einheit; Frankfurt a.M. (ISBN 3-518-28291-3)

Literatur
* Wolfram Lutterer, Auf den Spuren ökologischen Bewusstseins. Eine Analyse des Gesamtwerks von Gregory Bateson; (Books on Demand) (ISBN 3-89811-699-9)
* ders., Gregory Bateson: Eine Einführung in sein Denken; (ISBN 3-89670-237-8)
* Edmond Marc u. Dominique Picard, Bateson, Watzlawick und die Schule von Palo Alto; (ISBN 3-8257-0106-9)
* Wolfgang Walker, Abenteuer Kommunikation. Bateson, Perls, Satir, Erickson und die Anfänge des Neurolinguistischen Programmierens (NLP); (ISBN 3-608-91976-7)
* Gregory Bateson u.a.: Schizophrenie und Familie. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-28085-6

Weblinks
Gregory Bateson und die Gruppe von Palo Alto
">http://www.univie.ac.at/linguistics/publikationen/diplomarbeit/schepelmann/Daten/bateson.htm">

Dienstag, 13. September 2005

Heraklit ca. 540-475 v.Chr.

Heraklit war ein vorsokratischer Philosoph aus der griechischen Kolonie Ephesos.

Leben
Sein Name stammt von der griechischen Form Herakleitos (Ἡράκλειτος), die man auch in ihrer latinisierten Version Heraclitus häufig vorfindet.

Heraklits paradoxe Sprache brachte ihm den Beinamen "der Dunkle" ein. In Abgrenzung zum gewöhnlichen Denken suchte Heraklit nach einem genuin philosophischen Denken, dem es um das Allgemeine und allem Seienden Gemeinsame zu tun ist. Dieses Gemeinsame, im Sinne einer Grundstruktur der Welt, sah er im ewig sich wandelnden "Feuer". Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass Heraklit damit die bestehenden Urstofftheorien um eine neue ergänzen wollte. Vielmehr ist das "göttliche Feuer" eine bildlich zu verstehende Metapher für den "logos", der die Welt durchwaltet.
Die Struktur dieses Logos besteht - hier wird Heraklit zu oft vereinfacht dargestellt - nicht im "panta rhei", im "alles fließt" - vielmehr ist der Logos gerade das "Eine", das im Wandel des Werdenden Bestand hat. Dieses Eine aber ist wiederum keine feste Substanz, sondern die Einheit des Gegensätzlichen. Insofern sind also Heraklit und Parmenides keine absoluten Gegensätze, wie ebenfalls immer wieder zu Unrecht behauptet wird. In der Tat aber leugnet Parmenides das Werden überhaupt, während Heraklit, ungleich tiefsinniger, das komplexe dialektische Beziehungsverhältnis von Sein und Werden in den Blick nimmt.
Der Logos, also das Prinzip der Welt (dem sogar noch die Götter unterworfen sind, wie er schreibt), besteht für Heraklit im Streit ("polemos"), der der "Vater aller Dinge" ist. Die sich ständig wandelnde Welt ist geprägt von einem Kampf der Gegensätze, vom ewigen Widerspruch der Polaritäten. Dabei aber geht es nicht um die zeitliche Ablösung des einen Pols durch den anderen; vielmehr geht es ihm um die Gleichzeitigkeit und gegenseitige Verschränktheit der Gegensätze. Denn für Heraklit sind alle Gegensätze wesentlich aufeinander bezogen; jeder einzelne Pol gewinnt seinen Sinn erst durch seine polare Differenz zum anderen: Krieg und Frieden, hell und dunkel, Tag und Nacht. "Einheit der Gegensätze" meint also: im Gegensatz noch zeigt sich eine tieferliegende, "verborgene" Einheit, ein Zusammengehören des Verschiedenen. "Einheit in der Vielheit" ist darum die klassische Formel (Platon prägte diesen Begriff), mit der sich der fundamentale Kern der heraklitischen Logosphilosophie auf den Begriff bringen lässt.
Heraklits eigene Schrift ist nur fragmentarisch überliefert.
Die dialektischen Philosophen der späten Aufklärung und des Neunzehnten Jahrhunderts, surtout Hegel, Karl Marx und Friedrich Engels, fassten Heraklit als frühen Apostel einer zu dieser Zeit noch notwendig naiven, hilflosen, aber der Sache nach richtigen Anschauung auf.

Literatur
* Diels/ Kranz: Die Fragmente der Vorsokratiker. (Nach dieser Ausgabe wird in aller Regel zitiert.)
* Hans Georg Gadamer: Heraklit-Studien, in: Der Anfang des Wissens, Reclam Stuttgart 1991
* Martin Heidegger/Eugen Fink: Das Heraklit-Seminar (1966/67), Klostermann Verlag
* Martin-Heidegger: Heraklit-Vorlesungen (1944), Gesamtausgabe Band 55
* Wilhelm Capelle: Die Vorsokratiker, Stuttgart 1968 ISBN 3-520-11908-0
* Bhagwan Shree Rajneesh: Die verborgene Harmonie - Vorträge über die Fragmente des Heraklit, Edition Innenwelt 2002, ISBN 3-936-36085-5

Vorsokratiker
Heraklit | Parmenides von Elea | Xenophanes | Anaxagoras | Empedokles | Melissos | Zenon von Elea

Watzlawick, Paul 1921

Paul Watzlawick ist ein österreichischer Psychotherapeut und Autor mit Wahlheimat in Kalifornien.

Überblick
Paul Watzlawick promovierte 1949 im Fach Philosophie, bevor er eine Ausbildung in Psychotherapie am C. G. Jung-Institut in Zürich 1954 mit dem Analytikerdiplom abschloss.
Im Jahr 1960 holte Don D. Jackson ihn ins kalifornische Palo Alto, wo Watzlawick fortan Forscher am "Mental Research Institute" tätig war. Die Doppelbindungstheorie wurde maßgeblich von Gregory Bateson, Paul Watzlawick und ihren Kollegen an der Universität von Palo Alto entwickelt. Seit 1967 hatte Watzlawick auch einen Lehrauftrag im Fachbereich Psychiatrie der Stanford University. Watzlawick leistete bedeutende Beiträge zum radikalen Konstruktivismus. Ebenso lieferte er zusammen mit J. H. Beavin und Don D. Jackson vielbeachtete Überlegungen zur Theoriebildung über Kommunikation.
Bekanntes Zitat: "Man kann nicht nicht kommunizieren."

Die Theorie der menschlichen Kommunikation
> Definition: Kommunikation
Unter sozialer Kommunikation versteht man den Austausch, die Vermittlung und auf Aufnahme von Informationen zwischen Menschen.
> Definition: Interaktion
gilt als Bezeichnung für das wechselseitige aufeinander bezogene, aneinander orientierte und sich ergänzende Verhalten zwischen Menschen, für das Geschehen zwischen Personen, die wechselseitig aufeinander reagieren, sich gegenseitig beeinflussen und steuern.
> Definition: Axiom
„Ein Axiom ist ein Grundsatz, der keines Beweises bedarf.“
Diese Definition lieferte Paul Watzlawick zunächst einmal den nötigen Freiraum, um seine berühmten Axiome aufzustellen ohne allzu harsche Kritik fürchten zu müssen. Der „Beweis“ dass seine Axiome Gültigkeit besitzen wird also bewusst außer acht gelassen. Trotz einiger Gegner von Watzlawicks Theorie erscheinen die Axiome schlüssig, wodurch sich der Ansatz, sie unbewiesen aufzustellen als richtig erweist.Dies einmal außer acht gelassen wäre es sowieso äußerst schwierig, Grundsätze von menschlichem Verhalten anhand allgemein gültiger „Gesetze“ oder „Formeln“ zu beweisen wie wir es aus der Mathematik gewohnt sind.

Axiome
Watzlawick definiert in seiner Kommunikationstheorie fünf pragmatische Axiome, die eher als Regeln zu verstehen sind, deren Einhaltung eine funktionierende Kommunikation verspricht, deren Verletzung aber zu gestörter Kommunikation führen kann:
In einer sozialen Situation kann man nicht nicht kommunizieren
Sobald zwei Personen sich gegenseitig wahrnehmen können, kommunizieren diese miteinander, da jedes Verhalten kommunikativen Charakter hat. Watzlawick versteht Verhalten jeder Art als Kommunikation. Da Verhalten kein Gegenteil hat, man sich also nicht nicht verhalten kann, ist es auch unmöglich nicht zu kommunizieren: Metakommunikatives Axiom
Störungen nach dem ersten Axiom entstehen
* durch ein Ignorieren der Kommunikation (durch Nicht-Antworten oder Nicht-Eingehen auf das, was der Partner sagt),
* durch widerwillige Annahme der Kommunikation,
* durch Abweisungen wie „Mit dir will ich nichts zu tun haben“, da diese widersprüchlich sind.
* Außerdem entstehen Störungen nach diesem Axiom durch die einseitige Beendigung der Kommunikation, da dies eine Aussage ist, die der andere Kommunikationspartner interpretieren muss.
* Auch die Entwertung der Aussagen des Partners z.B. durch häufige Themenwechsel, Nicht-bei-der-Sache-sein, Bagatellisierung „das wird schon wieder“ und das Bestreben eine stattgefundene Kommunikation ungeschehen zu machen, führt zu Störungen.
* Eine Flucht in Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Krankheit will eine Kommunikation einseitig beenden und ist deshalb ebenfalls eine Störung.

Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Jede Kommunikation enthält über die reine Sachinformation hinaus einen Hinweis, wie der Sender seine Botschaft verstanden haben will und wie er seine Beziehung zum Empfänger sieht. Der Inhaltsaspekt stellt das Was einer Mitteilung dar, der Beziehungsaspekt sagt etwas darüber aus, wie der Sender diese Mitteilung vom Empfänger verstanden haben möchte. Der Beziehungsaspekt zeigt, welche emotionale Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern herrscht. Erfolgreich kommuniziert man dann, wenn auf beiden Ebenen Einigkeit herrscht oder eine Uneinigkeit auf der Inhaltsebene die Beziehungsebene nicht beeinträchtigt. Störungen entstehen bei Uneinigkeit auf beiden Ebenen, nur auf der Beziehungsebene oder bei Verwechselung der Ebenen.
Störungen nach dem zweiten Axiom entstehen,
* wenn Konflikte einer negativen Beziehung auf der Inhaltsebene ausgetragen werden.
* wenn die Uneinigkeit auf der Inhaltsebene auf die Beziehungsebene übertragen wird (Störungen).
* wenn die Beziehung negativ ist oder
* wenn Unklarheit über die Beziehung besteht
* wenn man versucht, den Beziehungsaspekt aus der Kommunikation herauszuhalten

Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt
Dies bedeutet, dass Sender und Empfänger den Kommunikationsablauf unterschiedlich gliedern und so ihr eigenes Verhalten oft nur als Reaktion auf das des anderen interpretieren, d.h. die Schuld liegt beim anderen. Menschliche Kommunikation ist aber nicht in Kausalketten auflösbar, sie verläuft vielmehr kreisförmig. Niemand kann genau angeben, wer beispielsweise bei einem Streit wirklich „angefangen hat“. Anfänge werden nur subjektiv gesetzt als so genannte „Interpunktionen“. Den Ablauf, in dem Ursache und Wirkung ihre Stellung in der Kommunikation verändern können, nennt man Interdependenz. Erfolgreiche Kommunikation ist zu erwarten, wenn beide Partner als Ursache und Wirkung die gleichen Sachverhalte festlegen und Kommunikation als Regelkreis verstehen. Störungen entstehen, wenn ein Partner an einem Punkt der kreisförmigen Kommunikation einen Einschnitt vornimmt und sagt: „Hier hat es angefangen, das ist die Ursache".
Störungen nach dem dritten Axiom entstehen so:
* Eigenes Verhalten wird mit dem Verhalten des anderen entschuldigt/gerechtfertigt.
* Selbsterfüllende Prophezeiung (engl. „self-fulfilling prophecy“) meint eine Behauptung von einer oder mehrerer Personen über einen anderen Menschen, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprich, die aber bei diesem ein Verhalten erzeugt, das dieser Behauptung entspricht.
* Das Ausüben von Zwang und Druck ruft durch das Setzen eines Anfangspunktes Störungen hervor.

Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten
Dies bedeutet, dass nicht nur das gesprochene Wort (in der Regel digitale Kommunikation), sondern auch die non-verbalen bzw. analog-verbalen Äußerungen etwas mitteilen.
Mit analogen Elementen wird häufig die Beziehungsebene vermittelt, mit digitalen die Inhaltesebene. Erfolgreiche Kommunikation besteht bei Übereinstimmung zwischen analoger und digitaler Modalität und wenn beide eindeutig sind. Störungen entstehen bei Nichtübereinstimmung oder bei Unklarheiten einer der beiden Codierungsarten.
Ursachen für Störungen nach dem vierten Axiom
* Analoge Kommunikation ist mehrdeutig, kann also falsch interpretiert werden.
* Auch digitale Elemente sind nicht immer klar und eindeutig.
* Überwiegen einer Codierungsart führt zu Störungen.
* Nichtübereinstimmung von digitaler und analoger Kommunikation
* Nichtbewusstsein der eigenen analogen Kommunikation bei einem Kommunikationspartner

Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär
je nachdem ob die Beziehung zwischen Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht. In komplementären Beziehungen ergänzen sich unterschiedliche Verhaltensweisen und bestimmen den Interaktionsprozess. Eine symmetrische Beziehungsform meint, dass die Beziehung Ungleichheiten vermindern will (Streben nach Gleichheit). Bei komplementären Beziehungen ist die Grundlage die Unterschiedlichkeit der Partner, die auf Ergänzung ausgerichtet sind. Erfolgreiche Kommunikation ist zu erwarten, wenn in einer Beziehung beide Kommunikationsabläufe vorhanden sind.
Ursachen für Störungen nach dem fünften Axiom
* Symmetrische Eskalation: Beide Kommunikationspartner wollen etwas gleicher sein als der andere, es herrscht also eine zu starke Gleichheit der Kommunikationspartner.
* Starre Komplementarität: Starkes Autoritäts- bzw. Machtgefälle, so dass eine Abhängigkeitsbeziehung oder Unselbstständigkeit und Fremdbestimmung entstehen.


Enantiodromie
Watzlawick hat Heraklits Gedanken von der "Einheit in der Vielfalt" der Dinge aufgegriffen und darauf hingewiesen, dass ein Zuviel des Guten stets ins Böse umschlage. Zuviel Patriotismus erzeuge Chauvinismus, zuviel Sicherheit Zwang oder zuviel Buttercremetorte Übelkeit.

Werke (Auswahl)
* Paul Watzlawick, Janet H. Beavin, Don D. Jackson: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Huber, Bern 2000 ISBN 3456834578
* Paul Watzlawick, John H. Weakland, Richard Fisch: Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels. Huber, Bern 2001 ISBN 3456835663
* Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein. Piper, 1988 ISBN 3492221009
* Paul Watzlawick: Wie wirklich ist die Wirklichkeit. Piper, 1995 ISBN 3492201741
* Paul Watzlawick: Die erfundene Wirklichkeit. Piper, 2002 ISBN 3492203736

Zitate
* Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel. (Paul Watzlawick)

LINKS:


">http://beat.doebe.li/bibliothek/p00016.html">


">http://litlinks.it/w/watzlawick.htm">

Donnerstag, 8. September 2005

Raabe, Cuno 1888-1971

Raabe war Jurist und Politiker.

1888
5. Mai: Cuno Raabe wird als Sohn des Geheimen Sanitätsrats Wilhelm Raabe und dessen Ehefrau Franziska (geb. Feuerstein) in Fulda geboren.
Sein Vater engagiert sich im Kampf des Staats gegen die katholische Kirche ("Kulturkampf") und ist Mitbegründer der katholischen Tageszeitung "Fuldaer Zeitung".

1907
Cuno Raabe wird Mitglied der Zentrumspartei.

1910
Abschluß seines Jurastudiums in Freiburg, München und Marburg.

1912
Promotion in Jura.

1912-1914
Referendarstätigkeit an den Gerichten in Hünfeld, Fulda, Hanau und Marienwerder (heute: Kwidzyn, Polen).

1914-1916
Raabe ist als Gerichtsassessor in Fulda tätig. Er übernimmt eine Praxisvertretung in Hamburg und arbeitet beim Reichsamt des Innern in Berlin sowie in der Kommunalverwaltung in Schöneberg.

1914
Er besteht das Zweite Staatsexamen.

1914/15
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs erhält Raabe die Einberufung. Aus gesundheitlichen Gründen wird er aus dem Militärdienst entlassen.

1917-1920
Raabe ist als Magistratsassessor bei der Stadt Berlin auch für die Kartoffel- und Futtermittelversorgung der Stadt zuständig.

1920-1926
Stadtrat für Kultur und Soziales in Königsberg.
Als Mitglied des Zentrums gehört er dem ostpreußischen Kommunallandtag an.
Freundschaft mit Carl Friedrich Goerdeler, dem damaligen Zweiten Bürgermeister von Königsberg.

1926-1929
Raabe ist Bürgermeister der Stadt Hagen (Westfalen).

1929-1933
Er amtiert als Oberbürgermeister in Hagen und kämpft gegen den wachsenden Einfluß der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP).

1930
Heirat mit Elli Hahn.

1933
Februar: Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler wird in Hagen eine Wahlkampfrede von Joseph Goebbels mit dem Zusatz "Für Juden und Jesuiten verboten" angekündigt. Raabe stellt Goebbels vor die Alternative, den Satz zu streichen oder auf der sogenannten Kuhwiese vor der Stadt zu sprechen. Raabe setzt sich durch.
6. März: Raabe protestiert gegen die Hissung der Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus durch die Sturmabteilung (SA).
8. März: Eine Abordnung der NSDAP fordert beim zuständigen Regierungspräsidenten die sofortige Amtsenthebung Raabes. Um die angekündigten Gewalttätigkeiten zu vermeiden, beantragt Raabe Krankenurlaub. In einem Telegramm an Reichsprädident Paul von Hindenburg und Vizekanzler Franz von Papen protestiert die Zentrumspartei Hagen ergebnislos gegen das Vorgehen der NSDAP.
7. April: Raabe wird von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) der Unterschlagung beschuldigt und in sogenannte Schutzhaft genommen. Da sich die Vorwürfe als haltlos erweisen, wird er wenig später entlassen.
23. August: Er wird aus politischen Gründen unter Bezug auf das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums aus dem Beamtenverhältnis entlassen.

ab 1933
In mehreren Gerichtsverfahren muß er sich gegen die von den Nationalsozialisten erneut vorgebrachte Beschuldigung der Unterschlagung verteidigen. Alle Verfahren enden mit dem Freispruch Raabes.
Finanzielle Unterstützung durch seinen Schwiegervater Dr. Arthur Hahn.

1934
Übersiedlung nach Bonn.

ab 1934
Raabe schließt sich dem Widerstand gegen das NS-Regime um Goerdeler an.

1935
Tod seiner Ehefrau nach der Geburt der Tochter Brigitte.

1938-1941
Raabe findet seine erste Anstellung nach der Entlassung bei dem Brennstoffvertrieb Newger & Co in Königsberg.

1941-1944
Raabe ist bei "Chemische Fabrik Carl Herzberg - Propanvertrieb KG" tätig.

ab 1943
In einer zukünftigen Regierung nach dem Sturz des Nationalsozialismus ist Raabe von Goerdeler als Verkehrsminister vorgesehen.

1944
Nach dem Attentat am 20. Juli 1944 wird auch Raabe verhaftet und mißhandelt. Er wird vor dem Volksgerichtshof angeklagt. Raabe verbringt mehrere Monate gefesselt in Einzelhaft in der Lehrter Straße und wird wiederholt im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) verhört.
Bei einem Bombenangriff auf Berlin verbrennt die Anklageschrift gegen Raabe. Hitler fordert die Aussonderung der Prozesse gegen die beteiligten Katholiken, um nach Kriegsende einen Prozeß gegen die katholische Kirche zu führen.

1945
April: Beim Einmarsch der Sowjetarmee wird Raabe aus dem Gefängnis entlassen.
September: Er erhält von Andreas Hermes den Auftrag, in Hessen und Franken die Bildung von Unterorganisationen der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (CDU) vorzubereiten.

1946
Vorsitzender der Landesgruppe Fulda der CDU.
Abgeordneter und Vizepräsident der Verfassungberatenden Landesversammlung von Groß-Hessen.
Mitglied des Verfassungsausschusses Groß-Hessen.

1946-1956
Oberbürgermeister in Fulda.
Raabe setzt sich besonders für den Aufbau der Schulen, für die Wohnraumbeschaffung und für den Ausbau der Erwachsenenbildung ein.

1946-1962
Mitglied und Erster Vizepräsident des Hessischen Landtags.

1947
Heirat mit Dora Stamm, verwitwete Pfeiffer.

1962
Er legt seine politischen Ämter nieder.

ab 1962
Raabe bleibt Mitglied der Historischen Kommission in Marburg, Mitglied im Ehrenvorstand der Feuerwehr, Kreis Fulda, Vorsitzender beim Deutschen Roten Kreuz in Fulda.

1963
Anläßlich seines 75. Geburtstages wird in Fulda eine Grundschule nach ihm benannt.

1967
Raabe wird mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille geehrt.

1971
3. Mai: Cuno Raabe stirbt zwei Tage vor seinem 83. Geburtstag während eines Kuraufenthalts in Gersfeld/Rhön. Die Beisetzung erfolgt in Fulda.

(se)

Freitag, 29. Juli 2005

F. Capra 1939-

Fritjof Capra (* 1. Februar 1939 in Wien, lebt in Berkeley) österreichischer Physiker, Esoteriker und Buchautor. Er gilt vielen Esoterikern als Vordenker einer ökologisch-ganzheitlichen Weltsicht; unter Wissenschaftlern sind seine Ansichten umstritten. Das liegt unter anderem daran, dass er viele seiner Thesen unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen schrieb (konkret: Das Tao der Physik). Anhänger meinen, dass zum Verständnis seines Werkes derselbe Geisteszustand benötigt wird.
Nachdem Capra im Jahr 1966 an der Universität Wien promovierte, arbeitete er an zahlreichen Forschungsinstituten innerhalb Europas und in den USA. Von 1975 bis 1988 war er am Ernest Orlando Lawrence Berkeley National Laboratory der UC Berkeley tätig.
Capra beschäftigt sich neben der Physik mit der Systemtheorie und den philosophischen und gesellschaftlichen Konsequenzen der modernen Naturwissenschaft.

Literatur
Das Tao der Physik, 1977, ISBN 3-502-67093-5
Wendezeit, 1983, ISBN 3-426-77706-1
Das neue Denken, 1987, ISBN 3-426-77358-9
Lebensnetz, 1996, ISBN 3-502-19106-9
Verborgene Zusammenhänge, 2002, ISBN 3-502-15106-7


Seine homepage: ">http://www.fritjofcapra.net/">

R.D. Laing 1928-1989

Ronald D. Laing (* 7. Oktober 1927 in Govanhill bei Glasgow, Schottland; † 23. August 1989 in St. Tropez, Frankreich) war ein britischer Psychiater und eine der Gründungsfiguren der antipsychiatrischen Bewegung.
Er war Begründer der Interpersonalen Phänomenologie und deren Anwendung.
Laing arbeitete nach dem Studium der medizinischen Psychologie und Tätigkeiten in der britischen Armee und an der Universität Glasgow ab 1961 als Psychiater an der Londoner Tavistock Clinic (Tavistock Institute of Human Relations).
Ab 1965 lebte er in einer Wohngemeinschaft mit Schizophrenen in Kingsley Hall, einem Haus in London. (Dokumentarfilm Asylum von Peter Robinson, USA 1972)
1965 gründete er auch die Philadelphia Association, deren Ziel es ist, psychisch Kranken durch das gemeinsame Leben in einem betreuten Haushalt die Einweisung in eine psychiatrische Anstalt zu ersparen.
Laings gesamtes Werk richtet sich gegen die mystifizierende Verdinglichung der von Freud als unbehandelbar betrachteten psychotischen Geistesstörungen. Für Laing stehen auch diese psychischen Erkrankungen im Kontext einer - familiären und gesellschaftlichen - Genese und sind v.a. existentielle Situationen der Betroffenen selbst, die von diesen gelebt werden müssen und von den betreuenden Ärzten usw. mitgelebt und, wenn nur irgend möglich, existentiell mitverstanden (anstatt objektiv kategorisiert) werden sollten.

Werke
Das geteilte Selbst (orig. The Divided Self. An existential study on sanity and madness, 1960)
Phänomenologie der Erfahrung (orig. The Politics of Experience, 1967)
Knoten (orig. Knots, 1970)
Die Tatsachen des Lebens (orig. The Facts of Life, 1976)

Literatur
Barnes, Mary: Meine Reise durch den Wahnsinn. - Frankfurt/M. : Fischer Taschenbuchverl., 1989. - ISBN 3-596-42203-6 (die Autorin berichtet von ihrer Zeit als Patientin von R. D. Laing in Kingsley Hall)
Laing, Adrian C.: R. D. Laing : a life. - London : HarperCollins, 1997. - ISBN 0-00-638829-9
Mullan, Bob: Mad to be normal : conversations with R. D. Laing. - London : Free Association Books, 1995. - ISBN 1-85343-395-0


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